
Camper Life
1. Wohnmobil allgemein
2. Wie alles begann .,..
1. Wohnmobil allgemein
Hallo und guten Tag!
Sich ein Wohnmobil auszusuchen ist eine durchaus schwierige Angelegenheit. Mittlerweile gibt es so viele auf dem Markt, die sich natürlich grundsätzlich voneinander unterscheiden. Da gibt es zunächst die Kastenwagen, die teilintegrierten und die komplett integrierten Fahrzeuge. Zumindest sollte man wissen, welchen Platzbedarf man überhaupt hat. Hat man zwei Kinder, will man zu viert verreisen, dann wird es mit dem Kastenwagen schon recht knapp. Der Teilintegrierte, den es ja auch in sehr viel verschiedenen Längen gibt, bietet da mehr Platz. Und der Integrierte allemal.




Es ist noch gar nicht lange her, da wollte man auf die Grundfläche des Fahrzeugs, die ja bei jedem Fahrzeug im Prinzip fast gleich ist, möglichst viel Platz haben. Es war normal, dass das Fahrzeug mit einem Alkoven ausgerüstet war und somit war der Platzbedarf für vier Personen schon von vornherein gegeben. Zwei Kinder in den Alkoven und die Erwachsenen haben sich die Sitzbänke als Schlaffläche zurechtgemacht. Und schon hatte man auf circa 6 Metern Fahrzeuglänge genug Platz.

Das hat sich komplett geändert. Heute will der Camper ein windschlüpfriges Wohnmobil haben. Also möglichst keinen Alkoven mehr. Maximal einen Mini-Alkoven, der über dem Fahrerhaus noch ein großes Panoramafenster zulässt. Oder gleich einen Sprinter. In der heutigen Zeit, wo mittlerweile tausende von Wohnmobilen gleichzeitig unterwegs sind, ob nun in Spanien oder in Norwegen, in Schweden, Frankreich, Kroatien oder Italien, wird es immer schwieriger unauffällig und frei zu campen. Da hilft einem natürlich der ausgebaute Sprinter-Camper weiter, der im wesentlichen relativ unauffällig aussieht. Es gab schon Situationen in Italien, wo um uns herum mehrere Wohnmobile ein Knöllchen unter den Scheibenwischer bekommen haben, wir aber nicht.
Der große Vorteil von einem Sprinter-Camper ist, dass man durch die großen Schiebetüren eine gewisse Freiheit genießt. Das heißt, macht man die Schiebetür auf, ist man schon fast im Freien. Wie in einem Einfamilienhaus mit einer großen Verandatür. In unserem Wohnmobil sind zwei Schiebetüren verbaut (Fahrer- und Beifahrerseite). In den normalen Wohnmobilen hat man eigentlich nur eine einzige schmale Tür und somit ist man praktisch entweder drinnen oder draußen. Man kann sich nicht zu zweit auf die Kante der Schiebetür setzen und schon mal den ersten Kaffee bei Sonnenschein genießen.


Wenn man dann seinen Wohnmobiltyp gefunden hat, dann wird einem vielleicht auch die Komplexität bewusst, welche man beim Wohnmobilkauf beachten muss. Beim Wohnmobil achtet man zuerst auf die Einrichtung und das ist ja auch gut so. Die muss einem grundsätzlich gefallen. Man darf aber das Fahrzeug auch nicht vergessen. Es ist ja ein Gebrauchtfahrzeug und die technischen Parameter müssen auf der einen Seite stimmen und es muss in einem technisch einwandfreien Zustand sein. Im Wohnmobilbereich muss man prüfen wie die Elektrik ist. Ist die Versorgung mit Lithium-Batterien gegeben, die mit Solarzellen von der Sonne und mit Ladebooster vom Fahrzeug her aufgeladen werden können? Wie sind die sanitären Einrichtungen, wie ist die wasserführende Seite ausgestattet, inklusive der Abwasserproblematik? Sind genügend Dachfenster verbaut, um für eine gute Belüftung zu sorgen, gibt es genügend Stauraum?



In Europa braucht man kein Fahrzeug mit 4×4 Antrieb aber unbedingt ein Fahrzeug mit Heckantrieb. Alle Wohnmobil sind schwer und zum Teil auch überladen. Das Gewicht liegt dann bei einer Bergfahrt auf der Hinterachse. Die Vorderachse wird dadurch entlastet und bei Frontantrieb drehen dann die Räder bei einer nicht befestigten Straße durch (wenn man vom Strand in Griechenland wieder nach oben auf die Straße will). Aber mit einem heckangetriebenen Fahrzeug kommt man ohne weiteres wieder hoch. Aus Kostengründen werden momentan die meisten Fahrzeuge mit Frontantrieb angeboten. Da muss man wirklich wissen, ob man nur auf dem Campingplatz stehen oder auf Asphaltstraßen fahren oder auch mal ein bisschen unbefestigte Straßen runter zum Strand benutzen will.

Wenn man gerne im Sommer reist, dann spielt die Klimatisierung im Fahrzeug eine große Rolle. Das Fahrzeug selbst hat eine Klimaanlage. Am Tage kann man bei extremer Hitze beide Schiebetüren und die Hecktüren öffnen und der Wind zieht dann wunderbar durch. Für die Nacht sind drei Dachfenster verbaut und zwei Bodenbelüftungen. D.h. die kühlere Luft von unten zieht durch das Fahrzeug nach oben und geht durch die Dachlüfter nach außen.
Der hintere Bereich des Fahrzeugs ist durch eine Zwischenwand mit Tür abgeteilt. Dahinter ist der Sanitärraum mit Toilette, Handwaschbecken und Dusche. Die Dusche kann man auch als Außendusche bei geöffneter Hecktür benutzen.




Für die Übergangszeit oder auch für den Winter sind in dem Fahrzeug zwei Heizungen verbaut, eine Truma 3004, die völlig lautlos für Wärme sorgt und eine Truma Trumatic 1800 mit Gebläse und Thermostat, die sich in der Nacht automatisch zuschaltet, falls die Temperaturen doch etwas kühler werden. Der Sprinter-Camper hat wunderschöne große Fenster, die einem immer große Freude bereiten, weil man wunderschön nach draußen sehen kann. Aber wenn es draußen kalt ist, sind sie natürlich nicht so gut isoliert. Da müssen dann die Heizungen entsprechend vorhanden sein.

Die Wasserversorgung hat für mich immer eine große Priorität gehabt. Ich habe als Segler gelernt Wasser bereitzustellen ohne Strom. D.h. wir haben neben der elektrischen Druckpumpe, die sowohl das Bad als auch die Küche versorgt, eine Wasserpumpe die mit einem Fußhebel zu betätigen ist. Diese braucht nicht nur keinen Strom, sondern man kann sehr differenziert und sparsam das Gemüse oder die Hände waschen. Das hilft dabei Wasser zu sparen. Was das warme Wasser angeht, haben wir einen 15 Liter Boiler verbaut, der vom Kühlwasser des Motors erwärmt wird. Das ist sehr praktisch, weil es keinerlei weitere Energie wie Gas oder Strom benötigt. Auf dem Campingplatz kann der Boiler auch mit 230 Volt betrieben werden. Das Grau-Wasser/Abwasser wird über ein Schlauch System in ein 25 Liter Abwassertank, der unter dem Auto montiert ist abgeleitet. Den kann man überall da entleeren, wo es möglich ist.
Es gibt einen großen drei Flammengaskocher, der mit einer Glasplatte abgedeckt werden kann. Zwischen der Edelstahlspüle und dem Gasherd ist genug Arbeitsfläche für die Zubereitung von Speisen etc. vorhanden. Der Kühlschrank ist elektrisch (12 oder 230 V) also ein so genannter Kompressor-Kühlschrank, der sehr schnell sehr kalt wird und kein Gas verbraucht.


Und da sind wir schon bei der elektrischen Ausstattung. Überall sind LED Lampen verbaut, der Kühlschrank wird elektrisch betrieben und um den geringen Strombedarf zu decken ist im Auto eine Lithium Batterie mit 100 Ah verbaut. Diese wird wiederum durch einen Lade-Booster über das Fahrzeug aufgeladen. Außerdem sind auf dem Dach zwei Solarzellen, eine mit 100 Watt und eine mit 40 Watt verbaut.
Um am Tage möglichst viel Fläche zum Wohnen zu erhalten, haben wir das Doppelbett so gebaut, dass man den Tisch absenken kann. Die Tischplatte wird aufgeklappt und somit erhält man eine zweite Liegefläche neben der Sitzbank. Mit den vorhandenen Polstern erhält man eine Schlaffläche von 1,95 m x 140. Obwohl man es von außen nicht sieht, haben wir auch einen Alkoven in dem die Betten verstaut sind. Das „Bettenbauen“ ist in circa 3 Minuten erledigt. Die Betten sind im vorderen Raum und auch sehr niedrig, was im Sommer sehr angenehm ist. Der erste Kaffee wird immer im Sitzen im Bett getrunken und man hat einen herrlichen Ausblick durch die großen Fenster auf die Landschaft.

Der Sprinter hat das Superhochdach. Über circa zwei Drittel des Fahrzeugs haben wir mit einem doppelten Boden ausgestattet. Der bietet viel Stauraum für alles Mögliche. In diesem Stauraum ist es immer besonders kühl also kann man dort sein Gemüse und Obst gut ablagern.
2. Wie alles begann …
Nachdem wir jahrelang durch Europa getrampt waren, hatten mein Freund und ich, die fixe Idee einen Volkswagen Transporter T1 gebraucht zu kaufen. Das gelang mir dann auch für 150 DM. Die gesamte Bodengruppe war total durchrostet, so dass man von Innen die Straße sehen konnte. Es war ein Baujahr 1964. Mit großem Aufwand haben wir ihn so weit gebracht, dass man mit ihm fahren konnte. Anfang 1971 waren wir auch auf einer Campingausstellung in Berlin und wollten uns Ideen für den Ausbau holen. Allerdings gab es nur ein einziges Wohnmobil von Fiat, das uns aber nicht gefiel. Wir haben dann den Ausbau nach unseren Anforderungen aufgebaut. D.h. es gab eine Sitzbank, die man zu einer Liegefläche umbauen konnte. Geschlafen haben wir auf Luftmatratzen, die immer hinten auf dem Motorraum bereit lagen. Auf unserem Tisch stand ein Spirituskocher und es gab einen Wasserkanister mit Plastikschüssel. Damit sind wir dann 1971, drei Monate lang durch Skandinavien und Mitteleuropa getourt, natürlich auch bis zum Nordkap.


1972 wollten wir den südlichen Teil Europas kennen lernen. Meine Freundin war dabei. Wir sind dann dreieinhalb Monate durch die Gegend gefahren. 16.000 km. Von Berlin über die Schweiz, Italien, Jugoslawien, Griechenland, in die Türkei bis Ankara und dann wieder zurück. In Griechenland hatte der Motor plötzlich 20 l verbraucht. Die Kompression konnte nicht mehr stimmen. In einer kleinen Werkstatt auf Kreta haben wir den Motor reparieren lassen. Es war nur ein Mann, der Chef natürlich. Er hat den Motor komplett auseinandergenommen und wie man gesehen hat, waren die Ventilventile geplatzt. Wir konnten in seiner Werkstatt in der Reparaturzeit in unserem Fahrzeug übernachten, von Wohnmobil konnte man ja noch nicht sprechen. Er brachte uns jeden Tag Cola und irgendwas zu essen und der Motor wurde komplett saniert und die Reparatur hat sage und schreibe nur 170 DM gekostet.


1974 fragte mich ein befreundetes Pärchen, ob wir nicht mal eine Reise zu dritt im VW-Bus durch Europa unternehmen könnten. Da habe ich natürlich gleich ja gesagt und wir haben seinen VW-Bus entsprechend ausgebaut. Da der Bus für drei Personen natürlich zu wenig Platz bot, wollten meine Freunde auf dem Fußboden schlafen. Wir haben eine längere Schlaffläche direkt hinter dem Fahrersitz als Tisch und Schlaffläche konstruiert. Darauf habe ich dann geschlafen und am Tage konnte man ihn als Tisch benutzen und wenn man ihn nicht brauchte, konnte man ihn hochklappen. Da jetzt kein Platz mehr für Stauraum vorhanden war, wurde der doppelte Boden geboren. Unsere dreimonatige Reise ging über Belgien, Niederlande, England, Schottland, Irland, Frankreich, Spanien, Marokko und wieder zurück.


1974 habe ich einen VW-Transporter T2 Hochraum erstanden. Das war ein Baujahr 1972 und es war ein Quantensprung. Es war toll, dass man sich in dem Fahrzeug hinstellen konnte, wenn man sich die Hosen anziehen wollte. Den habe ich dann auch ausgebaut. Umklappbare Sitzbank, Kleiderschrank, fest eingebauten Gaskocher, kleines Waschbecken, Gasheizung und Wasserkanister im Hochraumbereich, der dann mit einem Wasserhahn drucklos ins Waschbecken auslaufen konnte. Das war schon richtiger Luxus. Wir waren mehrmals in Skandinavien und 1976 sind wir über Jugoslawien, Griechenland, Türkei, Iran bis nach Afghanistan gefahren. Die sogenannte Hippie-Route. Das war natürlich ein tolles Erlebnis. Da waren wir auch dreieinhalb Monate unterwegs.


1981 wurde es dann mit einem Daimler-Benz DB 207 etwas größer. Gebraucht gekauft vom Hermes Versandservice. Zwei Drittel habe ich als Wohnmobil ausgebaut und ein Drittel als Werkstatt für meine berufliche Tätigkeit. Im vorderen Bereich, eine Sitzbank zum umklappen, mit Tisch, Hängeschränken, Kleiderschrank, Waschbecken, Gaskocher und ein Ölofen, den man sonst nur auf Segelschiffen verwendet. Im hinteren Bereich wie gesagt eine Werkstatt mit Regalen für Ersatzteile und Werkzeug. Mit meiner kleinen Familie bin ich dann nach Dänemark, Norwegen und Italien gefahren.


1984 als die Familie größer wurde, wurde es dann ein Wohnmobil von Bimobil. 6 m lang mit Tandemachse und komplett ausgebaut. Damals konnte man die Fahrzeuge von Bimobil noch bezahlen. Hier habe ich auch wieder zwei Drittel als Wohnmobil und ein Drittel als Werkstatt ausbauen lassen. Durch die große Heckklappe war das für meine Werkstatt ideal. Hier hatten wir schon den üblichen Wohnmobil Luxus mit Alkoven für die Kinder, Sitzbank zum herunterklappen als Schlaffläche, Kühlschrank, Gaskocher, Gasheizung, Waschbecken, Kleiderschrank und Hängeschränke. Wenn es auf die Reise ging, haben wir hinten in die Werkstatt noch ein Klo reingestellt. Mit diesem Wohnmobil sind wir 26 Jahre durch die Gegend getourt. Mehrmals in Spanien und Sizilien überwintert, Griechenland, Skandinavien und Island im Sommer bereist. Nach 120.000 km war der Peugeot mit Tandemachse hin. Durch die Bauweise von Bimobil konnten wir den Wohncontainer auf ein Mercedes DB 310 setzen, mit dem wir dann noch mal 380.000 km gefahren sind.


2010 wurde es dann ein Mercedes Sprinter Langkasten mit Superhochdach. „Back to the Roots“ könnte man fast sagen. Mit der riesigen Schiebetür, ähnlich wie bei den VW-Bussen, hatte man beim Öffnen gleich das Gefühl draußen zu sitzen. Es war dann wieder mehr das Camping Gefühl als bei den Wohnmobilen, die nur eine kleine Eingangstür haben. Ausgebaut habe ich das Fahrzeug nach allen Regeln der Kunst. Zunächst habe ich die Bimobil Möbel, die einfach wunderbar sind, verwendet und vom Tischler die fehlenden Schränke ergänzen lassen. Warmwasserboiler, der über das Kühlwasser des Fahrzeugs erwärmt wird, Kühlschrank, Gaskocher, Gasheizung, doppelter Boden, für unsere Bedürfnisse abgetrennter Sanitärraum im hinteren Bereich. Alles wunderbar. Zu zweit sind wir mit diesem wunderschönen Auto durch Skandinavien, Frankreich Spanien, Griechenland, Italien über 300.000 km gereist.
2024 waren wir wiedermal in Spanien um uns den Winter zu verkürzen. Es war interessant zu sehen wie sich die bekannten Stellplätze verändert haben. Wo früher fünf Camper gestanden haben stehen heute fünfzig, unglaublich. So haben wir es auf der „Ziegenwiese“ nahe Mazarron gesehen. Es hatte aber auch Vorteile. So konnten wir uns mal alle Hersteller, Modelle und Varianten ansehen. Hier ist auch der Entschluss gereift mehr mit unseren Enkeln und Neffen zu reisen. Das bedeutete aber, wir brauchen vier Schlafplätze. Die Suche war nicht einfach. Ein Sprinter mit Heckantrieb sollte es schon sein. Bei „Bürstner“ sind wir fündig geworden. Festbett hinten links, daneben das Bad, schöne Raumaufteilung mit Hubbett. Na, dann kann es ja losgehen!

